среда, января 03, 2007

Um des Denkens willen

Eines Tages saß Jack wieder bis tief in die Nacht an seinem Schreibtisch und dachte nach. Er wusste nicht genau über was und wie er über etwas dachte, was er eh nicht kannte, aber er wusste, dass er nachdachte. Das war auch am nächsten und übernächsten Abend nicht anders. Immer wenn Jack an seinem Schreibtisch saß und aus dem Fenster schaute, dachte er nach.

Doch bald wurde es ihm langweilig, so dazusitzen und Nachzudenken. Er kam langsam dahinter, dass es keinen Sinn hat, zu denken oder am Schreibtisch denkend dazusitzen, wenn man daraus eh nichts macht. Wenn man eh nur die ganze Zeit rum sitzt und nachdenkt, so dass dabei nichts rausspringt, hat man eigentlich gar nicht nachgedacht, sondern nur geträumt. Geträumt vom Nachdenken. So dachte dann Jack darüber nach.

Bald darauf wurde es ihm auf Grund seiner Erkenntnis mulmig, jeden weiteren Abend träumend vorm Schreibtisch zu sitzen. Vorstellenderweise über irgendwas Nachzudenken.
Er fragte sich, warum er dass mache, warum er sich etwas vorspiele oder sich gar selbst belöge. So zu tun als ob man nachdenkt und stattdessen einfach nur am Schreibtisch sitzt und irgendwelche Gedanken schweifen lässt fand er dann ziemlich dumm. Mit seiner abendlichen Tätigkeit hörte er deshalb jedoch nicht auf.
Er setzte sich nun hin, um noch tiefer in diese, seine Sinnfreie Gedankenwelt abzutauchen. Belustigend fand er diese Gedanken die ihn seit neustem umfangen hielten und ganz wie ein Abenteurer fühlte er sich, wenn er jeden Abend in seinen eigenen Kopf reinschaute und darin spielte.

Mit der Zeit wurde Jack ernsthaft krank.
Es fing damit an, dass er nicht mehr alles mitkriegte was um ihn passierte oder was die Leute zu ihm sagten. Er hörte so, oft nicht hin und konnte sich nur noch sehr mangelhaft auf seine Umwelt konzentrieren. Er war am vollständigen Abtauchen in seine Welt, in seine Gedankenwelten. Viel interessanter wurde es nämlich, sich selbst zu erkunden als in die Gesellschaft zu gehen.

Die Einsamkeit, die bald darauf sein Dasein umhüllte, bemerkte er anfangs erst gar nicht. So sehr war in seinen Träumen vertieft, dass er die Oberfläche der anderen Welt ganz aus den Augen verlor. Er benötigte sie nicht und leiden konnte er sie jetzt wirklich nicht. Glücklich war er nur dann, wenn er am Schreibtisch saß und die Zeit vergaß. Und grässlich gings ihm nur dann, wenn die Zeit ihn nicht vergessen wollte und wie aus dem Nichts mit gewaltiger Wucht auf ihn einschlug. Ihn wieder aufwachen ließ, oder ein Hungergefühl verbreitete, dass ihm zum Essen zwang. So fing Jack an, sich selbst, seinen eigenen Körper, zu hassen. Dieser ging nämlich immer mit der Zeit einher und ließ ihn nicht in Ruhe. Und Ruhe war das einzige, was er brauchte.
So schloss er sich innerlich ein und umhüllte all das was ihm heilig war mit einem unzerbrechlichen Panzer. Dieser sorgte fortwährend für Ruhe.

Mit der Zeit wurde Jack immer und immer schwächer, da er nicht Essen wollte und auch das Schlafen ablehnte, welches ihn von seinen Gedanken wegtrieb. Er lag nur noch im Bett, starte an die Decke und dachte nach. Alles was um ihn herum war, nahm keine Notiz mehr von ihm, so wie er keine Notiz mehr von dem Drumherum wahrnahm. In seiner Gedankenwelt eingeschlossen kehrte Jack nun wieder zu dem Ausgangspunkt seiner Reise zurück. Er erkannte die alte Sinnlosigkeit von umherfliegenden, unfangbaren Gedanken wieder und fühlte sich wie ein jämmerlicher Schmetterlingssammler der sich nur an seiner Beute ergötzen kann, aber nicht im Stande ist, diese zu ergreifen. Nun wurde es ihm auch im Geiste fiebrig.

Er wollte fliehen und wieder auftauchen, fern von dieser Geisterwelt. Aber so sehr er sich auch bemühte und krampfhaft versuchte diesem Kosmos zu entkommen so sehr verfing er sich darin, Panik machte sich nun breit. Jack wollte weg, wollte kämpfen und hatte dann doch nichts zu bekämpfen. Er irrte umher, tief in seinem Kopf und spürte jeden noch so kleinen Gedanken auf, den er verschwendet hatte. Doch dies alles half nichts und machte stattdessen alles nur noch schlimmer. Bald konnte er kein Auge mehr zumachen und kein Nerv beruhigen. Nacht und Tag, Tag und Nacht war er aktiv und es wurde unerträglich. Er suchte und suchte und ließ nicht los, so stark war sein Ehrgeiz diesem Dämon in seinem Geist ein Ende zu setzten.

Als er dann kurz vor seinem Ende stand, hatte er keine Kraft mehr, weiter zu suchen.
Schwach und nicht mehr bei Verstand, ganz zu schweigen vom Fehlen seines glühenden Eifer ließ er los und gab endgültig auf.
Nichts war mehr da, was vorher noch gewütet hatte und nichts kam mehr hervor, was zu bekämpfen da gewesen wäre.